FICTION OR NONFICTION?
Interaktion, komplexe Spannungsfelder und scheinbar Unversöhnliches zu interessanter Aussage zu bringen – das sind die Entscheidungs-Kriterien für Günter Mattei. Die wichtige Frage bei der Wahl seiner Sujets ist immer sein Interesse an dem jeweiligen Thema. In wie weit berührt und betrifft ihn der Inhalt sozial und im persönlichen. Ist im Sinne künstlerischer Rezeption eine kreative Entwicklung möglich? Oder einfach das naheliegende: wie amüsant oder auch spannend kann ein Thema werden.
Er spricht von sich selbst als dem Protagonisten seiner Bilder? Zeitgleich diverse Rollen zu verkörpern sei eine wunderbare gestalterische Möglichkeit. Bilder malen sei wie das Inszenieren im Raum, nur auf kleinster Fläche. Man könne scheinbar Großes auch in kleiner Form zum Ausdruck bringen. Könne ganz seiner Spiellust-und Laune folgend Gesetze brechen, neu definieren oder auch neu erfinden. Diese vielfältigen Eigenschaften entsprechen auch seinem Charakter und seien dementsprechend die notwendigen Voraussetzungen für seinen Schaffensprozess.
Nach seinem Studium am Münchner Graphic-Design-Center gründete er 1974 mit seinem Dozenten für Illustration ein grafisches Studio. In den ersten gemeinsamen Schaffensjahren wurden Aufträge querbeet gemacht – im Sinne von „die beste Schule kommt nach der Schule“. Die weiteren Jahre gestalten sich bereits sehr erfolgreich für das Duo. Als Illustratoren und Grafik-Designer arbeiten sie für die Werbung, für Zeitschriften und Buchverlage.
In den frühen 1980er Jahren bereiste Mattei mehrmals viele karibischen Inseln. Bewegt und inspiriert durch das tropische Leben blieb er monatelang, um seine wohl persönlichsten Eindrücke und Erlebnisse in seinen „Karibischen Tagebüchern“ zu verarbeiten. Aber auch die große amerikanische Alkohol-Industrie wie Myers’s Rum, Batida de Coco und Bacardi entdeckten die Kunst Matteis. Unerwartet und neu in der Werbung der 1980er Jahre. Seine tropischen Bilder fanden sich auf dem US Markt und Kanada in vielen Printmedien und auch großflächig plakatiert. Seine Kunst wurde über Nacht zur Werbung und umgekehrt. Dieser Gegensatz wurde in der Folge zu einer interessanten und erfolgreichen Allianz.
Auch Das Theater entdeckte Mattei ebenfalls in den 1980ern als idealen Gestaltungsraum für seine dramatischen Arbeiten. Die dortige „Synthese der Künste“ passte zu seiner chronischen Neugierde, seiner Experimentierfreude und seinem Interesse für komplexe Inhalte und führten bald zu neuen eindrucksvollen Theaterbildern.
Mit sehr eigener Handschrift schuf Mattei aber auch eine völlig gegensätzliche Ästhetik. Beispielsweise seine Tierbilder für den Münchner Zoo. Sie haben viele Jahre das Stadtbild Münchens geprägt und sie waren legendär und bleiben vielen unvergesslich!
Oder die Münchner Schumann’s Bar, die internationalen Ruf und Kultstatus genießt. Die von Mattei gestalteten Schumann’s Barbücher sind bis heute weltweit unerreicht und in viele Sprachen übersetzt. Eine derart große Öffentlichkeit erreicht man nur durch eine entsprechend gute Exposition.
Der öffentliche Raum, die Vermittlung von Inhalten und das Erreichen vieler Menschen sind von jeher der Schwerpunkt seines künstlerischen Schaffens. Er betont, dass ihn das autobiografische eher weniger interessiert, sondern er bevorzugt Fremdinhalte verarbeite. Auch gilt sein Interesse nicht dem elitären Kunst- und Galeriebetrieb, sondern der für ihn viel spannenderen Interaktion. Form, Wirkung und Rezeption wären sein ursächlicher Auftrag und den definiere er alleine durch seinen Blick auf die Dinge.
Rosemarie Schneider, FAM
Interaction, complex areas of tension and seemingly irreconcilable to bring interesting statement - these are the decision criteria for Günter Mattei. The important question in the choice of his subjects is always his interest in the topic. To what extent does the content affect and affect him socially and personally. Is creative development possible in the sense of artistic reception? Or just the obvious: how amusing or even exciting can be a topic.
He speaks of himself as the protagonist of his pictures? At the same time to embody various roles is a wonderful creative possibility. Painting pictures is like staging in space, only on the smallest of surfaces. One can seemingly express great things in a small form. Could break, redefine or even reinvent laws according to his mood of play. These diverse characteristics also correspond to his character and are therefore the necessary prerequisites for his creative process.
After studying at the Munich Graphic Design Center, he founded a graphic studio with his instructor for illustration in 1974. In the first years of working together, jobs were of all kind in the sense of "the best school comes after school". The following years are already very successful for the duo. As illustrators and graphic designers, they work for advertising, for magazines and book publishers.
In the early 1980s, Mattei traveled many Caribbean islands several times. Moved and inspired by the tropical life, he stayed for months to process his most personal impressions and experiences in his "Caribbean Diaries". But also the great American alcohol industry such as Myers's Rum, Batida de Coco and Bacardi discovered the art of Mattei. Unexpected and new in the advertising of the 1980s. His tropical pictures were in the US market and Canada in many print media and also placarded on a large scale. His art became advertising overnight and vice versa. This contrast became an interesting and successful alliance.
The theater also discovered Mattei in the 1980s as an ideal space for his dramatic work. The "Synthesis of the Arts" there matched his chronic curiosity, his joy in experimenting and his interest in complex content, and soon led to new and impressive theater images.
With a very personal handwriting Mattei also created a completely contrasting aesthetics. For example, his animal pictures for the Munich Zoo. For many years they shaped the city of Munich and they were legendary and many remain unforgettable!
Or Munich's Schumann's Bar, which enjoys international reputation and cult status. Designed by Mattei, Schumann's bar books are still unrivaled worldwide and translated into many languages. Such a large public can be reached only by a correspondingly good exposure.
Public space, the conveyance of content and the achievement of many people have always been the focus of his artistic work. He emphasizes that the autobiographical rather less interested in him, but he prefers to process foreign content. His interest is not in the elite art and gallery business, but in the much more exciting interaction for him. Form, effect and reception would be his causal mission and he defines this solely by his view of things.
Rosemarie Schneider, FAM